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Neu, kostenlos und seit einiger Zeit omnipräsent – das ist „Vero“, eine Social-Media-Plattform, die sich als Konkurrenz zu Facebook, Instagram und Co. präsentiert. Doch was steckt hinter der App, dem Hype und allem, was damit einhergeht? Ich habe mich mal ein bisschen ins Thema eingelesen und möchte meine Erkenntnisse zu Vero mit euch teilen.
Die Vero App / Plattform soll "True Social" sein, also nur Status-Updates abonnierter Leute anzeigen und keine Werbung oder Sponsored Posts. Doch was steckt hinter dem Hype?
Vero ist eine seit 2015 bestehende und Anfang 2018 durch massive Werbung und Influencer-Arbeit an Bekanntheit gewinnende Social-Media-Plattform. Mit dem Slogan „True Social“ will die Seite / App bereits darauf aufmerksam machen, dass ihr Konzept sich von anderen sozialen Netzwerken, in denen die Kommerzialisierung eine immer größere Rolle spielt, abhebt. Das wird den aktiven Nutzern bei der Verwendung durch einen klaren Umstand kommuniziert: es gibt keine Werbung. Anders als bei Facebook, wo ein Sponsored Post in der Timeline den nächsten ablöst.
Doch schon bei den transparent kommunizierten Zukunftsplänen beginnt die schöne Fassade zu bröckeln; denn die ersten Millionen Nutzer wurden mit dem Versprechen auf eine lebenslang kostenlose Mitgliedschaft angelockt – für alle anderen sind kostenpflichtige Abonnements geplant. Sowohl unter Android als auch unter iOS sind das schon mehrere Millionen – und den Account zu löschen ist nicht so einfach. Da sollte man sich das Registrieren vielleicht zweimal überlegen, auch wenn man es mal eben schnell mit E-Mail-Adresse und Handynummer gemacht hat. (Kleiner Hinweis: das Für-immer-kostenlos-Versprechen wurde zwar aktuell auf alle Nutzer ausgeweitet, wie in dieser Pressemitteilung kommuniziert, aber eben nur „bis auf Weiteres“.)
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Was kann nun aber der Nutzer / die Nutzerin auf Vero machen? Hier mal eine kleine Zusammenstellung der Funktionen und Inhalte der Hype-Plattform in der Übersicht:
Hype und Geld für die Betreiber. Mehr nicht.
Neben den steigenden Nutzerzahlen und der Mundpropaganda, welche sich durch die viele PR in letzter Zeit für Vero ergeben haben, hat der entsprechende Ansturm auch einen großen Nachteil: die Server halten den Anfragen teils nicht mehr stand. Für Nutzer ergeben sich also immer wieder Probleme in der Verwendung von Vero.
Auf Anbieterseite gibt es aber noch ganz andere Kontroversen bzw. Probleme – denn der Gründer von Vero ist Ayman Hariri, der Sohn von Rafic Hariri. Letzterer war nicht nur zu Lebzeiten mal Ministerpräsident im Libanon, dem häufig Korruption vorgeworfen wurde, sondern auch Bauunternehmer mit eher zweifelhaftem Ruf. Nach seinem Ableben wurde der heutige Vero-Betreiber Ayman Hariri Chef in der Baufirma „Saudi Oger“, die rund 7.000 Mitarbeitern über Monate keinen Lohn gezahlt und sie in Lagern hausen lassen haben soll. 2013 trat angeblich Ayman Hariri einer aktuellen Pressemeldung nach aus Saudi Oger aus, um sich auf Vero zu konzentrieren.
Vero nehme ich persönlich nur als ein Hype-Thema war und nicht als eine Plattform / App, die man benötigt oder zu der man mitsamt seinen Freunden, Kollegen, der Familie und den Unternehmen, deren Infos man sonst über Facebook und Co. bezieht, umziehen sollte. Etliche offene Fragen zum eher unseriös wirkenden Betreiber (Reuters-Artikel zu Saudi Oger) und fragwürdigen Einzelheiten zu Datenschutz und Nutzungsbedingungen (s. Connect-Beitrag) tun ihr Übriges. Zwar sind auch Facebook und Co. nicht unbedingt seriöse Vorzeigeprodukte, aber dort kann man sich wenigstens schneller wieder komplett aus dem System nehmen.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist Vero ein klassisches Hype-Produkt, das relativ schnell wieder an Bedeutung und Nutzerzahlen verlieren wird. Es ist der digitale Fidget Spinner des Jahres 2018 und wird irgendwann der Vergessenheit anheim fallen. Nicht nur die schlechte Reputation von Betreiber, Nutzungsbedingungen und Datenschutz, sondern auch der starke Fokus der digitalen Gesellschaft auf Facebook, Instagram und andere etablierte Plattformen werden Vero auf kurz oder lang absägen.
Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.
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