Online-Lexikon mit KI-„Faktencheck“ – Was ist Grokipedia?

Was passiert, wenn ein Tech-Milliardär seine eigenen Meinungen nicht großflächig in der Allgemeinheit reflektiert sieht? Richtig, er schafft sich eine digitale Kopie der Allgemeinheit und schmückt sie mit seinen Ansichten aus. Elon Musk hat nach dem Umkrempeln von Twitter zu X und der Veröffentlichung der Grok-KI von xAI nun Grokipedia gestartet. Grokipedia soll eine Alternative zu Wikipedia sein, bedient sich aber großflächig daran.

Grokipedia – Die "Wikipedia-Alternative" von xAI ist Ende Oktober 2025 ans Netz gegangen. Den Faktencheck in der KI-Enzyklopädie soll der Grok-Chatbot besorgen.
Grokipedia – Die "Wikipedia-Alternative" von xAI ist Ende Oktober 2025 ans Netz gegangen. Den Faktencheck in der KI-Enzyklopädie soll der Grok-Chatbot besorgen.

Was ist Grokipedia?

Grokipedia ist eine KI-gestützte Online-Enzyklopädie, die von Elon Musks Firma xAI ins Leben gerufen wurde. Die Idee für die Plattform wurde erstmals beim ALL-IN SUMMIT 2025 vorgestellt. Ende September 2025 wurde Grokipedia von Elon Musk auf X angekündigt. Mittlerweile ist die Seite unter https://grokipedia.com online.

Warum soll Grokipedia besser als Wikipedia sein?

Für Elon Musk ist die Darstellung einiger Themen, Ereignisse und Personen auf Wikipedia „zu links“. Der Tech-Milliardär, der einige Zeit die rechte Hand von Donald Trump im Weißen Haus war und sich klar zu rechtsextremistischen Ansichten und Maßnahmen bekennt, will mehr „Wahrheit“. Oder anders gesagt: Er will seine Ansichten und Fantasien in einem Lexikon reflektiert sehen. Und genau das soll nun seine eigene Online-Enzyklopädie ermöglichen.

Was ist der Grok KI-Faktencheck?

Zur tatsächlichen Funktionsweise von Grokipedia ist kaum etwas bekannt. Denn anders als bei Wikipedia schreiben hier scheinbar keine Freiwilligen die Artikel, belegen sie mit Quellen und lassen sie von anderen Freiwilligen überprüfen. Stattdessen werden Artikel wohl durch den Grok-Chatbot erstellt oder umgeschrieben (viele mit dem entsprechenden Wikipedia-Artikel als Hauptquelle). Bei einigen soll der Chatbot dann auch den Faktencheck besorgen. Wie, das weiß man nicht.

Dazu passend ist die aktuelle EBU-Studie „News Integrity in AI Assistants“, laut der KI-Chatbots jede dritte Antwort auf Fragen nach Nachrichten, aktuellen Ereignissen und dergleichen schlichtweg erfinden. Von Faktencheck kann da keine Rede sein.

Beispiele für Grokipedia-Artikel: Einfach bei Wikipedia abgeschrieben

Laut Elon Musk, seinerseits Krypto-Memelord und Möchtegern-Marsbesiedler, soll der Chatbot Grok dabei helfen, das Universum zu verstehen. Und Grokipedia soll als bessere Alternative zu Wikipedia dienen. Komisch, dass dann von Grok mit einem „Faktencheck“ ausgestattete Grokipedia-Artikel offensichtliche Fehler aufweisen – und zudem teilweise bei Wikipedia abgeschrieben sind.

Einige Quellen wie das Handelsblatt oder The Verge nennen als Beispiel etwa den Artikel zum Apple MacBook Air. Darunter findet man den Hinweis „The content is adapted from Wikipedia, licensed under Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 License“. Im Großen und Ganzen entspricht der Artikel zudem jenem bei Wikipedia, die meisten Quellen sind ebenfalls eins zu eins übernommen, nur anders nummeriert.

Ich habe mir noch weitere Artikel angeschaut, etwa jenen zum Thema „Universum“ – denn dieses soll der xAI-Chatbot Grok ja zu entschlüsseln helfen. Unter dem Text findet man ebenfalls den Hinweis, dass der Inhalt eine angepasste Version des entsprechenden Wikipedia-Artikels ist. Wieder wurden die Wiki-Informationen teils ohne Umschreiben übernommen. Eine neuronale Meisterleistung stellt das nicht dar.

Was komplett fehlt: Datenübersicht, Querverweise, Bilder und Sprachen

Wikipedia glänzt neben den zahlreichen von Freiwilligen handgeschriebenen und geprüften Artikeln vor allem durch einige Komfortfunktionen. Etwa durch schnelle Informationsübersichten, welche die wichtigsten Daten und Fakten in einer Box bereithalten. Hinzu kommen Querverweise, also die Verlinkung von Artikeln, die sich mit genannten Begriffen und Themen auseinandersetzen. Zudem gibt es Bilder, jede Menge davon. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, zig Sprachen auszuwählen. Das alles fehlt bei Grokipedia v0.1 aktuell.

Die Musk-Firma xAI schafft sich ihre eigenen „Probleme“

Elon Musk hat sich in den letzten Wochen und Monaten medienwirksam darüber beschwert, dass im Apple App Store ChatGPT von OpenAI als Chatbot empfohlen wird. Zudem wird dieser von Apple im eigenen KI-Werkzeugkasten „Apple Intelligence“ integriert. Wie ein bockiges Kind hat sich Musk darüber aufgeregt. Und wie ein bockiges Milliardärskind mit rechtlichen Schritten gedroht, weil sein antisemitischer Grok-Bot nicht mitspielen darf.

Mit Grokipedia schafft sich der verblendete Tesla- und SpaceX-Chef nun das nächste Problem. Und dieses nennen wir Online-Schreiberlinge „Duplicate Content“, also duplizierter Inhalt. Wenn Grokipedia einfach nur bei Wikipedia abschreibt, wird die Fake-Enzyklopädie von Suchmaschinen schnell wegen zu wenig Eigenleistung abgewertet. Soll heißen: Wikipedia bleibt in den Suchergebnissen weit oben bestehen und Grokipedia schafft es nicht auf Seite 1. Wann Musk deshalb Google und Co. verklagen wird, steht noch aus.

Wikipedia enthält auch Fehler und wird mit Falschinformationen gespickt

Und bevor mir jemand vorwirft, ich würde zu einseitig positiv über die seit 2001 durch Freiwilligenarbeit getragene Wikipedia Online-Enzyklopädie reden: Ja, ich bin mir darüber bewusst, dass darin auch Fehler enthalten sein und lange Zeit unentdeckt als Fakt dargestellt sein können. Und darüber, dass teils gezielt Falschinformationen eingespeist werden, um bestimmte Themen mit Desinformation auszustatten.

Eine seit ca. 25 Jahren durch weltweite Zusammenarbeit von Freiwilligen erstellte und kostenlos angebotene Wissenssammlung, die aus menschlichem Fleiß hervorgeht, ist mir trotzdem allemal lieber als Grokipedia. KI-Kopien mit KI-„Faktenchecks“ und dem Anspruch, mittelfristig extremistische Ansichten salonfähig zu machen, werde ich nicht nutzen und schon gar nicht im Hinblick auf Wissensvermittlung vertrauen – egal ob es um das MacBook Air, das Universum oder historische Ereignisse geht.

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