Warum Captchas so verdammt schwer geworden sind…

Bei einem „CAPTCHA“ handelt es sich um einen Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart, einen komplett automatischen, öffentlichen Turing-Test, um Computer und Menschen zu unterscheiden. Vom einfachen „Ich bin kein Roboter“- oder „I’m not a robot“-Button hin zum Anklicken von Feuerhydranten, Zebrastreifen, Ampeln und Läden ist mittlerweile alles dabei. Wörter, Zeichenkombinationen und Rechenaufgaben gab es auch mal, mittlerweile sind sie aber frustrierenderen Aufgaben gewichen. Und dabei kann man sich fragen: Warum sind Captcha-Abfragen so verdammt schwer geworden? Die Antwort wird euch nicht überraschen!

Warum ist das Google-Captcha von der einfachen Texteingabe zum frustrierenden Ratespiel geworden? Hier die Hintergründe!
Warum ist das Google-Captcha von der einfachen Texteingabe zum frustrierenden Ratespiel geworden? Hier die Hintergründe!

Eigene Erfahrungen mit immer schwereren CAPTCHA-Abfragen

Meine Frau hing kürzlich an einem Captcha fest, um sich in einen Kundenaccount mit richtigem Passwort (!) einzuloggen. Dabei hat sie acht Bilder falsch zugeordnet und anschließend dann vier Versuche gebraucht, um einige Audio-Captchas zu lösen, bis sie endlich in ihrem Account war. Wo ist da der Sinn?, kann man sich fragen. 

Warum sind die Roboter- bzw. KI-Abfragen von Google so schwer geworden? Ein bisschen kann man es sich schon denken, aber meine Recherche hat die Vermutung dann bestätigt: es gibt eine Wechselwirkung von immer besser werdender Künstlicher Intelligenz und Captchas. Die Aufgaben für Menschen werden daher immer schwieriger, teilweise unlösbar, während Computer immer schlauer werden.

Text-Captchas? Werden von der KI längst dreimal besser gelöst!

Einen sehr ausführlichen Beitrag zum Thema Google-Captchas hat The Verge vor ein paar Monaten veröffentlicht. Darin werden die Anfänge der Test-Felder aufgezeigt, die bisherige Entwicklung skizziert und am Ende sogar das Aus für Captchas prophezeit. Diese sollen in fünf bis zehn Jahren Turing-Tests weichen, die ohne das Zutun der Nutzer/innen im Hintergrund ablaufen. In diesem Zusammenhang wird Aaron Malenfant, technischer Leiter des CAPTCHA-Teams von Google, zitiert (hier übersetzt):

Da immer mehr in maschinelles Lernen investiert wird, werden diese Aufgaben für den Menschen immer schwieriger werden. Deshalb haben wir CAPTCHA V3 eingeführt, um dieser Entwicklung einen Schritt voraus zu sein.

Zudem wird in dem Beitrag aufgeführt, warum es keine (oder kaum noch) Text-Abfragen gibt, bei denen ein verzerrter, mit kleineren Zeichen, Störelementen und anderen Inhalten verfremdeter Text abgefragt wird. Für richtige Wörter genauso wie für sinnfreie Zeichenkombinationen gilt nämlich: schon 2014, also vor fünf Jahren(!), konnten Computer auf Anhieb 99,8% dieser Aufgaben lösen. Die menschliche Kontrollgruppe kam gerade mal auf 33%. Ein Grund für immer verschwommenere, immer schwerer erkennbare Bilder von Läden, Zebrastreifen, Ampeln und Straßenschildern. Und Hydranten.

Was ist No Captcha reCaptcha?

No Captcha reCaptcha – oder von Google in einem erklärenden Blogbeitrag nur kurz reCaptcha genannt – ist ein Ende 2014 wohl aus den obigen Gründen ausgerolltes Programm. Es fragt die Nutzer/innen einfach, ob sie ein Roboter sind. Abhängig von der Nutzungshistorie und anderen von Google zur Nutzerin / zum Nutzer gesammelten Daten wird dem Klick auf „I’m not a robot“ stattgegeben oder eine weitere Verifizierung verlangt. 

Diese bestand damals noch aus einzugebendem Text oder Zahlen, etwa von abfotografierten Hausnummern-Schildern. Das Bilder-Raster mit auszuwählenden Motiven wurde damals als Alternative für Mobilgeräte eingeführt. Nicht erst seit 2019, sondern schon länger, sind die nervigen Kacheln aber auch auf dem Desktop-Computer am Nerven.

Was können Menschen, was Maschinen nicht können?

Tja, was eigentlich? Optische Illusionen auflösen, Puzzle zusammensetzen oder Muster weiterführen? Wie im oben verlinkten Verge-Artikel aufgeführt wird, gab es in der Vergangenheit seitens der Profis sehr viele Überlegungen und Versuche, ein Verfahren zu finden. Aber scheinbar gibt es keine für den Großteil der Menschen lösbare Aufgabe zur Verifizierung ihrer Menschlichkeit, die ein Computer nicht ebenso innerhalb kurzer Zeit erlernen könnte. 

Interessant dabei ist, dass gerade Google sowohl an Captchas als auch an der sie lösenden KI arbeitet. Eine kurze Suchanfrage wie „Do Captchas train AI?“ (Bilden Captchas künstliche Intelligenzen aus?) ergibt sogar, dass die Text-, Bilder- und Audio-Abfragen direkt dazu verwendet werden, die KI zu füttern (Quellen: 1, 2) Ein Teufelskreis also, der hausgemacht ist.

Grüne Google-Alternative: Ecosia pflanzt Bäume für Suchanfragen

Zusammenfassung

Man könnte noch viel mehr zum Thema schreiben, aber ich möchte diesen Beitrag nicht unnötig ausufern lassen. Wenn ihr mehr zu Captcha-Abfragen und deren Hintergründe lesen wollt, empfehle ich euch die verlinkte Lektüre; vor allem den ausführlichen Verge-Artikel. 

Zusammenfassend kann man letztlich sagen, dass Captcha-Abfragen von lustigen, aber leicht nervigen Zeichenkombinationen zu lästigen und teils frustrierenden Aufgaben geworden sind. Und wenn reCaptcha sogar bei einem wiederkehrenden Login vermittels richtiger Nutzerdaten versagt, dann ist das umso nerviger – sowie für die anwendenden Seitenbetreiber tendenziell geschäftsschädigend. Ob ein neues, von Computern nicht erlernbares Verfahren oder doch die Datenkraken-Version „CAPTCHA V3“ als erstes nachfolgt, das bleibt abzuwarten. 

Bis dahin: Frohes Bilderraten! 

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9 Kommentare zu „Warum Captchas so verdammt schwer geworden sind…“

  1. Beatrix Willius

    Diese Dinger ärgern mich wirklich. Wie häufig versage ich beim Suchen nach Ampeln oder einem Hydranten. Ich bin froh, daß es die Häuser nicht mehr gibt. Das habe ich NIE geschafft. Ich bin wahrscheinlich ein Roboter.

    1. Beatrix, mir geht es genauso. Ich dachte schon, ich bin wirklich dumm, weil ich die Dinger nur mit Mühe lösen kann.
      Bin aber jetzt beruhigt, dass es auch anderen so geht UND, dass es einen Grund dafür gibt, dass mir die Dinger so schwer vorkommen – also nicht fehlender IQ ;)

  2. wenn Menschen diese Captchas nicht od. nur mit erheblichen Zeitaufwand lösen können, dann haben die Entwickler schlicht ihren Job nicht verstanden.
    Man sollte denen die Toilettentür mit ihren Captchas verriegeln..

    1. Wenn sich Captchas immer wiederholen, löst man sie entweder nicht richtig oder die eigene IP-Adresse ist vielleicht auf einer Blacklist, so dass man komplett blockiert wird. Es hängt aber vermutlich sehr von der Webseite ab.

  3. Es ist ekelhaft frustrierend, viel Zeit mit dem Lösen von Captchas zu verbringen, die immer mühsamer und komplizierter werden, als ob es sich um Chemie, Algebra, Quantenphysik usw. handelt. Das schreckt mich davon ab, die betreffende Website zu besuchen.

    Aber wozu soll ich mich überhaupt beschweren, wenn Google nicht auf uns, die Nutzer, hört?

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