Kapitel in diesem Beitrag:
Der Hersteller Redison hat seit einiger Zeit ein virtuelles Drumset am Markt, das aus Sensoren für die Drumsticks und die Füße sowie einer passenden Senstroke App besteht, welche sowohl für iOS als auch für Android zur Verfügung steht.
Ich hatte Senstroke schon vor Kurzem hier in einem Beitrag vorgestellt, aber da mir Redison auf Anfrage eine Senstroke Ultimate Box für einen Test zur Verfügung gestellt hat, möchte ich heute etwas mehr auf den Praxiseinsatz eingehen.
Die Box war für mich kostenlos, aber ich schreibe deshalb nicht nach dem Mund des Herstellers, sondern möchte meine Erfahrungen mit dem Set ungeschönt vermitteln. Der Hersteller hatte auch keinen Einfluss auf den Artikel und konnte diesen vor der Veröffentlichung nicht einsehen.
Die Senstroke Box ist schon optisch hübsch aufgemacht, aber auch die Sensoren sind sehr wertig verarbeitet (Fotos: Sir Apfelot).
Schaut man sich die über 30 Bewertungen zum Senstroke Kit auf Amazon an, so wird man sicher überrascht sein, dass das Produkt ziemlich durchwachsene Bewertungen erhalten hat. Ich habe die Presseagentur von Redison kontaktiert und nach diesen Bewertungen gefragt.
Die Rückmeldung war, dass sich der Support sich grundsätzlich um die Leute mit technischen Problemen kümmert, damit diese behoben werden können. In der Regel seien es jedoch Nutzer mit Android-Geräten, die beim Support aufschlagen. Aufgrund der unterschiedlichen Gerätemodelle bei Android-Smartphones und -Tablets ist es für die Entwickler hier besonders schwer einzuschätzen, auf welcher Hardware ihre App läuft. Bei Apple gibt es dagegen eine überschaubare Anzahl an Modellen, deren Hardware-Eckpunkte bekannt sind.
Die App zu optimieren, ist daher bei Apple Geräten vermutlich einfacher – weshalb die App hier bei den meisten Nutzern auch problemlos läuft. Wenn man ein aktuelles iPhone oder iPad besitzt, kann man sich also entspannt zurücklehnen und freuen.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Sensoren immer wieder Firmware-Updates erhalten. Dadurch wird die Zuverlässigkeit und die Funktion der Sensoren ebenfalls immer weiter verbessert. Es kann sein, dass die Gründe für schlechte Bewertungen schon längst ausgemerzt sind, aber die Bewertungen natürlich bestehen bleiben.
Mit den Senstroke Sensoren und der passenden App kann man aus allen Sachen ein Drumkit machen: aus Bananen, Chipstüten, Kissen, Stühlen oder auch – entsprechend sanft – aus schlafenden Haustieren. Wie das (nicht das mit den Haustieren!) funktioniert, sieht man auf einigen Youtube-Videos von Senstroke oder Youtubern. Ich habe hier eine kleine Liste von sehens- und hörenswerten Videos zusammengestellt und verlinkt:
Wer sich ein Senstroke Set holt, weil er denkt, dass er damit ein Drumset ersetzen kann, der wird nicht glücklich werden. Egal wie gut die Sensoren sind und was die App hergibt: Es wird sich nicht wie ein echtes Drumpad anfühlen und auch nicht so klingen.
Man kann nicht auf den Metallrand der Snare schlagen, um einen anderen Ton zu erzeugen und man fühlt auch nicht, wie die Sticks von dem Schlagzeug abprallen, wenn man auf einem Kissen trommelt. Und natürlich klingt es auch nicht 100% wie ein echtes Schlagzeug. Aber es ist so nah dran, wie es Sensoren und eine App wohl sein können.
Das 2017 gegründete französische Start-Up Redison beschreibt die Motivation, Senstroke zu entwickeln, so:
Als wir Senstroke schufen, war es unser Ziel, ein komplexes und unpraktisches Instrument für alle zugänglich zu machen. Was uns heute leitet, ist die Ausweitung dieser Idee auf weitere Bereiche. Das Schlagzeug und die Musik sind die ersten Schritte, die viele zukünftige Innovationen vorwegnehmen.
Die Senstroke Sensoren sind dafür gedacht, dass man unterwegs (oder auch zuhause) mit einem Schlagzeug spielen kann – ohne eins zu haben. Man benötigt nur die Sticks, die Sensoren und ein Smartphone mit der Senstroke App, Logic Pro, Garageband oder einer anderen Digital Audio Workstation. Ok, Kopfhörer oder Lautsprecher wären noch gut, da der Sound am Smartphone selten überzeugt.
Wie man Senstroke mit Garageband nutzt, wird übrigens in diesem Tutorial von Senstroke erklärt.
Im Home-Office schnallt man sich die Sensoren an die Hausschuhe und kann damit die Bassdrum oder ein beliebiges anderes Teil des Schlagzeugsets auslösen – man hat ja schließlich zwei Sensoren für die Füße und zwei für die Sticks.
Das Senstroke System funktioniert über Bluetooth, wobei die iOS App die Kopplung selbst vornimmt. Man muss nicht ins Bluetooth-Menü gehen, wie bei Bluetooth-Kopfhörern. Zum Koppeln startet man die Senstroke App an iPhone oder iPad und schaltet dann die einzelnen Sensoren ein.
Die Sensoren erscheinen in der App und wenn man auf die Icons der Sensoren in der App tippt, werden sie gekoppelt. In meinem Fall wollten alle Sensoren erst einmal ein Firmware-Update machen, das einige Minuten gedauert hat und ebenfalls über die App installiert wurde. Der ganze Vorgang ist relativ selbsterklärend und funktioniert zuverlässig.
Über die App lassen sich die Sensoren mit einem Tipp verbinden. Auch die Akkuanzeige ist dort sichtbar.
Ohne Kalibrierung ist die Genauigkeit der Sensoren nicht gegeben. Ungenauigkeiten zeigen sich, indem falsche Töne abgespielt werden, weil Senstroke „denkt“ man hätte auf einem anderen Schlagzeugteil gespielt. Das kann sogar soweit gehen, dass Schläge nicht erkannt werden und komplett ohne Reaktion der App bleiben.
Die Kalibrierung ist also wichtig, damit man Spaß an dem Senstroke Set hat und es nicht frustriert in die Ecke wirft, weil es nicht das tut, was man möchte.
Es gibt in der App drei Arten der Kalibrierung. Die erste, die häufiger gefragt ist, ist dass man mit beiden Stick parallel auf die mittlere Trommel zeigt und dabei die Buttons der Sensoren drückt. Diese Kalibrierung zeigt den Sticks ihre aktuelle Lage nochmal neu.
Für die zweite Kalibrierung (für das Gyroskop) legt man die Sticks auf eine ebene Fläche (ohne Erschütterungen) und löst in der App die Kalibrierung aus.
Die dritte Kalibrierung justiert das Magnetometer und wird durchgeführt, indem man die Sticks (einzeln) in alle möglichen Richtungen um sich selbst dreht.
Die Kalibrierung des Magnetometers ist komplexer, aber man muss es nicht so fachmännisch machen, wie es hier gezeigt wird. Ich drehe die Sticks einfach lustig in meinen Händen und so klappt es auch…
Während die ersten beiden Kalibrierungen tatsächlich relativ flott von der Hand gehen, muss man bei der Kalibrierung des Magnetometers etwas mehr Zeit investieren. Ich brauche pro Sensor ca. 30 Sekunden dafür und habe schon mehrfach gedacht, die App sei abgestürzt, oder ich mache irgendetwas falsch. Ein Fortschrittsbalken wäre hier super, damit man sieht, dass etwas passiert.
Der Punkt, mit dem ein virtuelles Drumpad steht und fällt, ist die Latenz, die zwischen dem Schlag und dem Abspielen des Sounds vergeht. Ist diese zu hoch, macht das ganze Spielen keinen Spaß.
Bei Senstroke ist sie – obwohl ich mir wegen der Verbindung über Bluetooth ernsthaft Sorgen gemacht habe – erstaunlich gering. Ich konnte beim Ausprobieren mit der Senstroke App keine Latenz spüren, aber messbar wird sie wohl sein. Ich habe jedoch gelesen, dass die Geräte von Apple hier besser sind. Bei Benutzern, die Senstroke mit Android-Geräten verwenden, hat wohl ein kleiner Teil mit spürbarer Latenz und Verbindungsproblemen zu kämpfen.
An meinem iPhone 12 Pro Max lief das alles ohne Verzögerungen. Spielt man mit einer DAW, so sollte man laut Aussagen von Senstroke GarageBand wählen, da dies die geringste Latenz aufweist. Ich nehme an, Logic Pro – welches ebenfalls aus dem Haus Apple ist – dürfte ähnlich gut abschneiden.
Die Senstroke Sensoren sind nicht fest an den Drumsticks montiert, sondern können auch auf andere Sticks gesteckt werden.
Gerade für Anfänger oder Fortgeschrittene Benutzer ist der Bereich "Lernen" gut. Hier gibt es eine Art Spiel, wie man es von Guitar Hero kennt. Auf einer Leiste kommen die entsprechenden "Noten" auf einen zugeflogen und man muss diese zum richtigen Zeitpunkt spielen. Bei den Übungsaufgaben gibt es einfach und auch recht komplexe Rhythmen und zusätzlich kann man die Geschwindigkeit frei einstellen. So kann man sich auch an schwere Übungen langsam rantasten.
Mit dem "Lernen"-Modus kann man sein Schlagzeugspiel verbessern und über den Button "Exam" sogar eine kleine Prüfung ablegen.
Technische Änderungen müssen an den Sensoren aus meiner Sicht nicht gemacht werden. Sowohl an den Füßen als auch an den Drumsticks arbeiten sie zuverlässig und geben das Signal unglaublich schnell an die App weiter.
Bei der App selbst wiederum hätte ich schon ein paar Ideen, was man verbessern könnte. Ich führe diese hier kurz auf und vielleicht liest ja jemand von Redison drüber und gibt meine Ideen an die App-Entwickler weiter.
Die App zu Senstroke ist schon recht ausgefeilt, aber ein paar Kleinigkeiten könnte man noch verbessern – ich bin sicher, dass das Team weiter dran bleibt.
Ich bin kein Schlagzeuger – obwohl ich es immer mal lernen wollte. Darum hat mich der ursprüngliche Bericht zu Senstroke auch so fasziniert. Letztendlich hat die Größe der Drumsets und die damit verbundene Geräuschbelästigung des Umfeldes dafür gesorgt, dass ich eher mit Keyboard oder Ukulele liebäugele. Warum ich das erwähne? Weil ich sicher keinen so fundierten Testbericht abliefern kann, wie dies ein "echter" Schlagzeuger kann.
Ich kann zwar eine Beurteilung zur Latenz und zum Einrichten der Sensoren abgeben oder auch eine Meinung zur App äußern, aber ob man als Profi tatsächlich mit Senstroke arbeiten kann, das liegt ausserhalb meiner Einschätzung.
Gut ist daher, dass es schon einige Meinungen in YouTube von solchen „Profis“ gibt und die fallen sehr gut für Senstroke aus. Lediglich die Android App wird immer wieder kritisiert.
Alles was man zum Schlagzeugspielen benötigt, ist sein iPhone, das Senstroke Set und Dinge, auf die man schlagen kann.
Bei der iOS-App kann man nur wenig meckern, denn die funktioniert sehr gut und ist auch recht intuitiv. Der Bereich „Lernen“ bietet Übungen von einfach bis komplex und sorgt dafür, dass auch Anfänger – wie ich – damit ein bisschen in das Instrument „Schlagzeug“ reinschnuppern können.
Unterm Strich sind die Senstroke Sensoren mit dem Kit eine runde Sache. Auf diversen Youtube-Filmen sieht man das Set in den Händen von Schlagzeugern und hier beeindruckte mich die einfache Bedienung und der gute Sound, den das Set schon mit der eigenen App liefert. Nutzt man dann noch Logic Pro oder ähnliche Programme, sind dem Klang keine Grenzen gesetzt, denn dann kann man auch andere Trommeln oder komplett andere Instrumente auswählen.
Wer keinen Platz für ein Schlagzeugset hat, aber gerne mal Schlagzeug ausprobieren möchte, der ist mit Senstroke ebenso gut bedient, wie ein Profi-Spieler, der gerne abends im Hotelzimmer nochmal üben möchte. Diese Flexibilität und die Tatsache, dass man sogar unabhängig von einer Steckdose ist, finde ich besonders bemerkenswert.
Wenn ihr euch für Senstroke interessiert, würde ich euch die Ultimate Box empfehlen, die insgesamt vier Sensoren enthält und damit auch zwei für die Füße beinhaltet. Ein Drumpad und zwei Sticks sind ebenso enthalten, wie eine kleine Transportbox, ein Adapter für ein Bass-Pedal und ein passendes Ladekabel.
Jens betreibt das Blog seit 2012. Er tritt für seine Leser als Sir Apfelot auf und hilft ihnen bei Problemen technischer Natur. Er fährt in seiner Freizeit elektrische Einräder, fotografiert (natürlich am liebsten mit dem iPhone), klettert in den hessischen Bergen rum oder wandert mit der Familie. Seine Artikel beschäftigen sich mit Apple Produkten, Neuigkeiten aus der Welt der Drohnen oder mit Lösungen für aktuelle Bugs.
2 Kommentare
Hallo Sir Apfelot
Vielen Dank . Ich konnte mein IPhone dank deiner Anleitung mit ITunes wiederherstellen.
Danke,Danke.Danke
Hallo Tobias! Das war zwar der richtige Kommentar im falschen Beitrag, aber ich freue mich trotzdem, wenn die Anleitung geholfen hat. :D