Was ist „Dogfooding“ im Bereich der Hard- und Software-Entwicklung?

Im Hinblick auf Apples eigenen Chatbot, in Ermangelung eines offiziellen Namens „AppleGPT“ genannt, sprechen Insider davon, dass damit Dogfooding betrieben wird. Auch andere Services und Produkte werden oder wurden vor der Veröffentlichung diesem Prozess unterzogen. Aber was ist Dogfooding überhaupt? Und wo kommt der Begriff her? In diesem Beitrag habe ich euch die Bedeutung, die Herkunft, Beispiele sowie alternative Phrasen zusammengefasst.

Was bedeutet Dogfooding oder „Eating your own dogfood“? Hier findet ihr die Definition für die Softwareentwicklung und Hardware-Produktion inkl. der Geschichte des Begriffs und ein paar Beispielen.
Was bedeutet Dogfooding oder „Eating your own dogfood“? Hier findet ihr die Definition für die Softwareentwicklung und Hardware-Produktion inkl. der Geschichte des Begriffs und ein paar Beispielen.

TL;DR: Dogfooding heißt, die eigenen Produkte zu nutzen

  • Wendet ein Unternehmen „Dogfooding“ an, dann nutzt es intern die eigenen Produkte oder Services. Das kann von Produktionsmaschinen über Computer hin zu Netzwerktechnik und Software reichen.
  • Zum Beispiel werden bei Apple Mac-Computer statt Windows-PCs verwendet, und bei Google mailt man sich per Gmail statt per Yahoo oder GMX, während die Zusammenarbeit bei Windows über Teams statt über Slack oder andere Konkurrenz-Produkte gehandhabt wird.
  • Neben dem internen Erkennen von Schwachstellen im eigenen Angebot und damit einhergehenden Verbesserungen beinhaltet Dogfooding auch die positive Botschaft nach außen, dass man im Unternehmen selbst an die Qualität der eigenen Produkte und Dienstleistungen glaubt.

Woher kommt der Begriff „Dogfooding“?

Der Begriff „Dogfooding“ sowie zuvor die Phrase „Eating your own dogfood“ (Das eigene Hundefutter essen) werden zwar häufig in der modernen Softwareentwicklung genutzt, stammen aber angeblich aus der Fernsehwerbung der 1970er Jahre. Damals behauptete der Schauspieler und Musiker Lorne Greene in einem Werbespot für Hundefutter der Marke Alpo, dass er eben jenes seinen eigenen Hunden zu fressen gibt. Diese vage Testimonial-Referenz soll aber nicht der einzige Ursprung des Ausdrucks sein.

Denn eine weitere Anekdote, die ein bisschen besser als möglicher Ursprung passen würde, betrifft den Präsidenten der Firma Kal Kan Pet Food. Dieser soll, ebenfalls um die damalige Zeit, im Rahmen einer Aktionärsversammlung eine Dose des von seiner Firma hergestellten Hundefutters gegessen haben. Das kommt der heutigen Bedeutung von „Eating your own dogfood“ bzw. dem kürzeren Begriff Dogfooding schon näher, da es ja eine gute interne Qualitätskontrolle sowie die Überzeugung vom eigenen Produkt kommuniziert.

Durch Microsoft kam der Begriff in die Technik- und Softwarewelt

Im Jahr 1988 testete Microsoft sein Netzwerk-Betriebssystem „LAN Manager“ für den späteren Release auf dem Softwaremarkt. Allerdings wurde zu dieser Zeit intern ein anderes System für das eigene Netzwerk genutzt. Deshalb wurde der Test-Manager Brian Valentine per E-Mail von seinem Vorgesetzten Paul Maritz aufgefordert, den internen Einsatz von LAN Manager in die Tests einzubeziehen. Der Betreff der E-Mail soll dabei „Eating your own Dogfood“ gelautet haben. Seitdem soll die Phrase sowohl intern als auch für Marketingzwecke öffentlich verwendet worden sein.

Anfang der 1990er wurde zum Beispiel die Entwicklung von Windows NT durch Dogfooding vorangetrieben. Der verantwortliche Software-Ingenieur Dave Cutler bestand darauf, dass das Betriebssystem intern verwendet wird. Dadurch wurde deutlich, wie oft einzelne Programme oder sogar das gesamte System abstürzten. Durch diese Erfahrungen konnte direkt – und noch wichtiger: vor der Veröffentlichung – an der Performance und Stabilität des Systems gearbeitet werden. Ähnliches galt öffentlichkeitswirksam für Microsoft Exchange Mitte der 90er und Microsofts mit eigener Software ausgestattetem Netzwerk-Management Mitte der 2000er.

Weitere Beispiele für Dogfooding in der Branche

Noch bevor die Nutzung der eigenen Produkte, Software-Angebote und Handlungskonzepte im eigenen Unternehmen einen speziellen Namen hatte, wurde sie z. B. bei Apple praktiziert. Im Februar 1980 kündigte der damalige Präsident von Apple Computer, Michael „Scotty“ Scott, in einem Memo an, dass innerhalb Apples keine Schreibmaschinen mehr verwendet werden sollen. Es wurde zudem direkt untersagt, neue Schreibmaschinen anzuschaffen. Der eigene Glaube, dass Schreibmaschinen obsolet seien, solle intern bewiesen werden, indem alle nur noch auf Apple-Computern schreiben sollten.

Weitere Beispiele gibt es aus der Zeit der Jahrtausendwende, als sowohl bei HP als auch bei Mozilla interne Projekte mit dem Namen „Alpo“ durchgeführt wurden. Der Projektname bezieht sich dabei auf die weiter oben erwähnte Hundefutter-Marke und bestätigt, dass Dogfooding als so benanntes Konzept seinen Weg von Windows in andere Tech-Unternehmen gefunden hatte. Beide Projekte hatten damit zu tun, die eigenen Angebote intern zu verwenden und zu testen. Im Jahr 2016 gab Oracle an, dass mehr als 20.000 Developer des Unternehmens Oracle Linux nutzen. Google ist ein weiteres großes Beispiel, mit der internen Nutzung von Gmail, Google Drive, Google Workspace, etc.

Sinn und Zweck von Dogfooding für die einzelnen Unternehmen

Wird in einem Unternehmen Dogfooding betrieben, dann kann das gleich mehrere Vorteile haben. Einerseits wird sich mit dem eigenen Produkt und seinen möglichen Schwächen zum Zweck der Verbesserung und Weiterentwicklung auseinandergesetzt. Andererseits sendet dies eine positive Botschaft an die (potenziellen) Kund/innen sowie an die Fachpresse. Denn die interne Nutzung eigener Angebote wird als Qualitätskontrolle, oder besser noch: als Qualitätsgarant, wahrgenommen.

Neben der tatsächlichen Qualitätskontrolle und der zu Ende gedachten Entwicklung zum Zweck der Veröffentlichung eines funktionierenden Produkts steht also auch eine Werbebotschaft. Das kann die Angaben zu angeblichem Dogfooding natürlich in ihrer Aussagekraft schwächen. Wenn ein Unternehmen vorgibt, die eigenen Angebote intern zu verwenden, dann aber bei der Kundschaft so viele Fehler auftreten, dass die Aussage als bloßer Werbeslogan enttarnt wird, dann geht natürlich das Vertrauen in das Unternehmen und seine Absichten flöten.

Das subtile „Wir nutzen es selbst“ bei Apple

Schaut man sich die Präsentationsvideos für neue Apple-Produkte an, in denen Tim Cook, Craig Federighi und Co. neue iPhones, Macs, Betriebssysteme und dergleichen vorstellen, dann wird Dogfooding darin zwar nicht direkt angesprochen – aber gezeigt. Denn alle, die vor der Kamera etwas über Geräte und Systeme erzählen, tragen eine Apple Watch. Auch und vor allem dann, wenn es nicht um die Apple Watch geht. Es steht damit die Botschaft „Wir nutzen sie selbst, denn sie ist sinnvoll für den Alltag!“ im Raum.

Alternative Begriffe für den internen Gebrauch eigener Produkte und Dienste

Wie man sich wahrscheinlich vorstellen kann, so ist Hundefutter zu essen für die meisten Leute nicht die positivste Vorstellung. Jedoch soll Dogfooding ein Prozess mit positiven Folgen sein. In einigen Unternehmen werden deshalb alternative Bezeichnungen und Umschreibungen verwendet, etwa „drinking your own champagne“ – den eigenen Champagner trinken. Oder „Icecreaming“ als Kurzform der Produktion von „ice cream that our customers want to consume“ – Eis, das unsere Kund/innen konsumieren wollen.

Weniger auf bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke ausgelegt ist dabei die bei IBM-Entwickler/innen genutzte Phrase „eating your own cooking“ – das Selbstgekochte essen. Ein eher technischer Begriff, der gar nichts mit Nahrung, Tiernahrung oder dergleichen zu tun hat, ist zudem „Self-Hosting“. Self-Hosting meint die Anwendung von Software oder Software-Teilen, die dazu dienen, eine neue Version von sich selbst zu erschaffen. Im Hinblick auf die Weiterentwicklung angewandter Betriebssysteme, Mail-Services, Computer und dergleichen trifft das durchaus zu. Oder als kurze Antwort auf die Eingangsfrage: Dogfooding ist Self-Hosting.

Weitere Begriffe aus der Hardware- und Softwareentwicklung

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